Verkehrsunfälle mit Landmaschinen
Am 09. September 2017 fand in Münchingen zum wiederholten Male der Modullehrgang „Verkehrsunfall 4 – Unfälle mit Landmaschinen“ statt.
Die Modullehrgänge im Landkreis Ludwigsburg sind im Großraum Stuttgart einmalig, auf Landkreisebene werden Lehrgänge in allen Bereichen der technischen Hilfeleistung angeboten. In den Lehrgängen sollen Multiplikatoren ausgebildet werden, diese sollen dann das neu Erlernte in ihren Feuerwehren weitervermitteln und ausbilden.
Die Besonderheit bei diesem Lehrgang ist die Kooperation zwischen den Feuerwehren und dem Rettungsdienst der verschiedenen Hilfsorganisationen. Der Lehrgang wird als Rettungsdienst-Fortbildung anerkannt und zählt als Fortbildungszeit, welche Rettungsdienstpersonal jährlich nachweisen muss.
Bei dem Lehrgang werden vier verschiedene Szenarien an drei verschiedenen Stationen dargestellt. Insgesamt können drei Gruppen mit je 9 Feuerwehrleuten am Lehrgang teilnehmen. Zu jeder der drei Gruppen kommt ein Rettungswagen mit entsprechender Besatzung hinzu. Dieses Jahr kamen Teilnehmer aus 12 verschiedenen Feuerwehren, dem Arbeiter-Samariterbund Ludwigsburg und dem Malteser-Hilfsdienst Ludwigsburg. Zudem waren 2 Notärzte und ein leitender Notarzt anwesend.
Die verschiedenen Stationen werden von den Teilnehmern einsatzmäßig abgearbeitet, anschließend gibt es von den Ausbildern eine kurze Nachbesprechung, in der eventuelle Defizite bzw. Verbesserungsmöglichkeiten oder andere Lösungswege angesprochen werden. Bevor jedoch an den Stationen angefangen wird, werden die landwirtschaftlichen Maschinen, Geräte und Fahrzeuge von fachkundigem Personal vorgestellt. Außerdem wird besprochen, wo mögliche Gefahren auftreten können und wie man diesen vorbeugen kann.
An einer Station müssen die Einsatzkräfte einen eingeklemmten Fahrer aus seinem Pkw befreien, nachdem dieser unter einen Pflug gefahren ist. Der Pflug ist wiederrum an einem Traktor angehängt. Die Schwierigkeit hierbei besteht darin, dass der verunfallte Pkw nur von der Beifahrerseite aus zugänglich ist. Zudem muss der Pflug gesichert und die lebensgefährlich verletzte Person vom Rettungsdienst angemessen behandelt und versorgt werden. Ziel bei dieser Station ist die schnellstmögliche Rettung des eingeklemmten Fahrers, da ein Patient mit diesem Verletzungsmuster im Realfall sehr zeitkritisch ist und schnellstmöglich in ein Krankenhaus transportiert werden muss. Die Einsatzkräfte retteten den Fahrer meist über eine große Seitenöffnung, bei der beide Seitentüren samt B-Säule entfernt werden.
An einer anderen Station war eine Landwirtin unter ihrer Egge eingeklemmt. Eine Egge ist ein Gerät mit vielen spitzen Zacken zum Zerkleinern von Erdschollen. Bei diesem Szenario wurde angenommen, dass die Landwirtin eine Pfählungsverletzung von einem Zinken im Bereich des Brustkorbes erlitten hat. Außerdem musste am Bein eine stark blutende Wunde umgehend versorgt werden. Schwierigkeit bei dieser Station ist die Egge, welche aus drei einzeln beweglichen Eggenfeldern besteht, an denen die Zinken befestigt sind. Die Eggenfelder hängen an Ketten und bewegen sich bei der kleinsten Erschütterung. Außerdem ist die Egge ein Gerät, mit dem man sicherlich nicht täglich zu tun hat. Beim Sichern der Egge durch die Feuerwehr ist somit Improvisationstalent gefragt, jede der drei Gruppen kam mit einem anderen Lösungsweg ans Ziel. Nachdem das Gerät stabilisiert war, konnte der Zinken, der in der Patientin steckte, abgeschraubt und vom Rettungsdienst fixiert und die Verletzte schnellstmöglich ins Krankenhaus transportiert werden.
Die große Gefahr bei Pfählungsverletzungen besteht darin, dass der Gegenstand Organe und Gefäße verletzt und man von außen nicht sieht, was sich im Körper abspielt.
Bei der dritten Station wurde angenommen, dass ein Mähdrescherfahrer aufgrund eines medizinischen Problems einen Fahrradfahrer übersehen hatte, welcher dann unter das Schneidwerk kam. Die zwei Szenarien wurden getrennt voneinander abgearbeitet. Zuerst galt es, den Fahrer des Mähdreschers, der einen Schlaganfall erlitten hat, so schonend wie möglich aus seiner Kabine zu befreien. Problem hierbei ist die große Höhe, mit einer Rettungsplattform wurde jedoch Abhilfe geschaffen und der Fahrer wurde mittels Spineboard gerettet.
Anschließend wurde der Radfahrer unter dem Schneidewerk gerettet. Während der Rettungsdienst sich um die medizinische Versorgung kümmerte, wurde von der Feuerwehr das Schneidwerk mit Lufthebekissen angehoben und die Person konnte befreit werden.
Alle Verletzen wurden wieder einmal sehr professionell von der Schmink- und Mimgruppe des DRK KV Ludwigsburg dargestellt. An den verschiedenen Stationen waren Lehrrettungsassistenten bzw. Notfallsanitäter als Beobachter eingesetzt, um auch hier eine angemessene Nachbesprechung abhalten zu können.
Der Lehrgang wurde von allen Teilnehmern sehr gelobt. Unser größter Dank gilt den Betreibern der Biogasanlage Andreas Abrell und Karl Schmid, unseren Feuerwehrkameraden der Abteilung Münchingen Frank Stickel und Friedrich Siegle sowie Fabian Braunstein. Sie standen uns mit Gerät und Wissen den ganzen Tag über zur Verfügung. Bedanken wollen wir uns außerdem bei der Schmink- und Mimgruppe. Es war wieder ein sehr gelungener Lehrgang, der in dieser Form sehr viel Erfahrung in der Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst mit sich bringt.